Meinung

Ukraine bald ohne Musks Satelliten-Internet? Zwist in US-Elite

Kaum fängt Russland an, Musks Starlink-Satelliten für Weltraum-Internet mit Störsendern zu blockieren und so Kiews Truppen deren wichtigstes Kommunikationsmittel zu entziehen, verschafft Musk auch persönlich Kiew und dessen Strippenziehern im Pentagon das nächste Problem.

Von Valentin Bogdanow

"Washington, ihr habt ein Problem. In der Ukraine!" So könnte man das Signal zusammenfassen, das Elon Musk gleichsam aus dem Orbit sendet, aus dem auch seine Starlink-Satelliten Internet-Signale weiterleiten. Weder das Weiße Haus noch das Pentagon wissen, wie sie reagieren sollen. Da bricht vor unseren Augen ein ganzes Universum zusammen, in welchem sich Washington so bequem hinter dem Rücken nur scheinbar unabhängiger Geschäftsleute verstecken konnte, denen es zu diesem Zweck immer neue Geldscheine in die Hintertaschen für "deren" Projekte schob. Dafür übernahmen besagte Geschäftsleute pikante Verteidigungsaufgaben. Doch einer der reichsten von all diesen Geschäftsleuten ändert nun die Spielregeln.

Ein Artikel in der New York Times sorgte mit Details über die unangenehme Beziehung zwischen dem US-Militärapparat und einem einzelnen Milliardär für Furore. Der Beitrag liest sich wie ein Schrei der Verzweiflung des "tiefen Staates". Man beschuldigt Musk in diesem Artikel (offenbar aus Ratlosigkeit), das Aussehen des Sternenhimmels verändert zu haben. Man fand auch Astronomen, die sich darüber beschweren, dass die 4.500 Satelliten von Starlink (zur Erinnerung: jeder davon lediglich etwa so groß wie ein Sofa) ihr Beobachtungsobjekt auf unschöne Weise verändert hätten. Der Zug ist eher… so lala. Denn vor diesem Hintergrund wirken auch die Beschwerden vom Leiter des ukrainischen Generalstabs Waleri Saluschny ziemlich unbedeutend. Was, wird er sich demnächst auch über Meteoritenschauer beschweren?

Als Ohrfeige für das Pentagon schallten Musks rote Linien, die überhaupt nicht mit den Vorstellungen Bidens übereinstimmten. Die Liste der Beschwerden Washingtons umfasst nun neuerdings auch die Weigerung, die Dienstleistungen von Starlink nahe der Krim für Drohnenangriffe auf russische Schiffe zur Verfügung zu stellen sowie die länger bestehende, offensichtliche Weigerung des Milliardärs, Kiew bei dessen Gegenoffensive zu unterstützen – wie Musk es selber formuliert, aus Befürchtung einer weiteren Eskalation.

Das US-Militär beklagt sich, es sei gar nicht so leicht, Musk in die Knie zu zwingen.

Natürlich löst der tiefe Staat mit dieser aktiven Informationssonderaktion unter Beteiligung einer zu Allem bereiten Zeitung zwei Aufgaben auf einmal: Er versucht einerseits Musk wieder auf Trap zu bringen und andererseits die Verantwortung für militärisches Versagen von sich zu weisen. Was Musk betrifft, so geht es diesem wahrscheinlich gar nicht um Prinzipien: Der Eigentümer von Starlink hat als Geschäftsmann, der die Konjunkturlage erkennt, einfach vor allen anderen in den USA erkannt, dass die Ukraine ein gescheitertes Projekt ist. Und dass jeder Unglück und Pech anzieht, der sich auf das Land einlässt.

Musks Rebellion begann bereits im Herbst vergangenen Jahres. Im September 2022 sprach er auf dem Aspen Security Forum zum ersten Mal von einem Friedensplan für die Ukraine, der Gebietsverluste für Kiew vorsah. Der Washingtoner Sumpf war entsetzt. Musk erhöhte den Einsatz ins Unermessliche, indem er dem Pentagon eine Rechnung vor die Nase hielt: Die Eigentümer von Starlink schätzten die Kosten für 12 Monate Betrieb im Dienste Kiews auf 400 Millionen US-Dollar. Damals schaltete SpaceX die ersten 1.300 Terminals ab. Schließlich konnte eine Einigung erzielt werden.

Aber mit seiner Kritik hält sich der Milliardär seitdem nicht mehr zurück.

So nennt Musk die Lieferung von Streumunition an Kiew eine Demütigung für die USA, denen konventionelle Artillerie- und Raketengeschosse ausgegangen sind. Im Scheitern der berühmt-berüchtigten Gegenoffensive sieht er den Boden für die Saat, aus der Russlands Militärerfolge keimen werden. Im Übrigen zweifelt er auch nicht daran, dass Russland die Zermürbungsschlacht gewinnen wird und kritisiert dafür den Wunsch der USA, Kiew um jeden Preis zu unterstützen. Mit anderen Worten: Musks Position in der Frage der sinnlosen Verschwendung von zig Milliarden US-Dollar deckt sich bereits vollständig mit der Position Donald Trumps oder des von vielen als ein guter Kandidat für Trumps Vizepräsidentschaft gehandelten Vivek Ramaswamy.

Eine weitere Ohrfeige für die US-Demokraten ist das Twitter-Interview, das der letztgenannte New-Wave-Politiker exclusiv an Musk auf dessen Plattform gegeben hat. Das Interview zog 47.000 Zuhörer an und sammelte 7.000 Kommentare. Zudem war das Zitat des Milliardärs, dass die USA aufhören sollten, die Ukraine als das unendlich Gute und Russland als das Böse zu betrachten, denn schließlich gebe es keine Engel im Krieg, unter den Top-Themen auf Twitter. Werden das US-Verteidigungsministerium oder das Weiße Haus darauf hören? Sie werden es müssen.

Im Großen und Ganzen hat Washington bereits erkannt, dass es keine wirksamen Druckmittel gegen Musk gibt. Sein Monopol im Bereich der Satellitenkommunikation ist unangefochten. Und während der entgegenkommendere Bezos die ersten beiden Projekt-Kuiper-Satelliten aufgrund von Problemen mit den Blue-Origin-Raketen nicht in die Umlaufbahn bringen kann, schickt Musk bereits seine nächsten 595 Satelliten los.

Tja, jeder "Krieg der Sterne" ist ein Glücksspiel und es gibt immer jemanden, der um eine kosmische Geschwindigkeit schneller denkt – oder um eine Ukraine langsamer.

Übersetzt aus dem Russischen.

Valentin Bogdanow ist Leiter des Büros der russischen Mediaholding WGTRK in New York.

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