Meinung

Von Respekt zur Verbitterung: Meine Geschichte mit der CIA

Die CIA wurde kürzlich 75 Jahre alt. Für unseren Autor Scott Ritter gibt es gute Gründe, sich zu wünschen, dass sie keinen weiteren Geburtstag erlebt und er gibt einen Einblick in seine persönlichen Erfahrungen mit der Agentur.
Von Respekt zur Verbitterung: Meine Geschichte mit der CIAQuelle: AFP © Brendan Smialowski

Von Scott Ritter

Meine erste Bekanntschaft mit der CIA machte ich über das Medium Film und über die Literatur. Die "Spion gegen Spion" Mystik war verführerisch romantisch, mit einem eindeutigen "Gut gegen Böse". Schließlich bin ich während des Kalten Krieges aufgewachsen, als die "rote Bedrohung" jede Faser der amerikanischen Populärkultur durchdrang.

Ich entschied mich dafür, meinem Land beim Militär und nicht als Spion zu dienen, und bekam schließlich 1984 im US Marine Corps einen Posten als Geheimdienstoffizier. Meine Spezialität war Kampfaufklärung, nicht Spionage, und es schien zuerst so, als würden sich mein Weg und der des dominierenden US-Geheimdienstes nie kreuzen.

1987 unterzeichneten die USA und die Sowjetunion den Vertrag über die Reduzierung von nuklearen Mittelstreckenwaffen (INF), der ein System von Verifizierung durch Inspektionen vor Ort beinhaltete. Ich wurde ausgewählt, als Inspektor zu dienen, eine Tätigkeit im Auftrag des Verteidigungsministeriums, die mit der Umsetzung der Inspektionsbestimmungen des INF-Vertrags beauftragt war.

Die nachrichtendienstlichen Aspekte der Einhaltung des INF-Vertrags durch die Sowjets wurden von einer Einheit überwacht, die als Arms Control Intelligence Staff (Geheimdienststab für Rüstungskontrolle) oder ACIS bekannt und direkt dem Direktor der CIA unterstellt war. Schon früh in meiner Dienstzeit als Inspektor baute ich eine Beziehung zu ACIS auf, die mit der einzigartigen Rolle verbunden war, die ich als Inspektor vor Ort in der Sowjetunion spielte. Im Laufe von zwei Jahren wurde ich von der CIA zweimal für meine Arbeit belobigt. Die erste Belobigung kam vom damaligen CIA-Direktor William Webster. Die Zweite kam vom Leiter des Verwaltungsbüros für die Vertragsüberwachung innerhalb von ACIS, John Bird.

Ich beschreibe meine Beziehung zur CIA während dieser Zeit in meinem Buch "Abrüstung in der Zeit der Perestroika: Rüstungskontrolle und das Ende der Sowjetunion". Damals betrachtete ich die CIA als eine Ansammlung von Fachleuten, die ihre Mission, die Einhaltung des INF-Vertrags durch die Sowjetunion zu überprüfen, effektiv und gewissenhaft erfüllt.

Gegen Ende meiner Dienstzeit als Inspektor, wurde ich von John Bird in sein Büro im Hauptquartier der CIA in Langley gebeten, wo er mir eine Stelle bei der CIA anbot. Es war ein sehr gutes Angebot, aber eines, das ich abgelehnt habe. Ich war ein Offizier des Marine Corps und es war Zeit für mich, zum Marine Corps zurückzukehren. Kurz darauf marschierte der Irak in Kuwait ein und löste Ereignisse aus, die in der Operation Desert Storm gipfelten, dem ersten von den USA geführten Krieg gegen den Irak.

Ich wurde dem Hauptquartier des US-Zentralkommandos in Riad zugeteilt, wo ich eine Rolle bei der sogenannten "SCUD-Jagd" spielte – den Bemühungen der Koalition, irakische SCUD-Raketenwerfer zu lokalisieren und zu zerstören, noch bevor sie abgeschossen und Ziele in Israel und auf der Arabischen Halbinsel treffen konnten.

Während dieser Zeit wurde ich einer Einheit vorgestellt, die als Joint Intelligence Liaison Element (Vereinigtes Element für die Verbindung zum Geheimdienst) oder JILES bekannt war, ein CIA-Team, das direkt dem Zentralkommando angegliedert war. Ich hatte Gelegenheit, mit ihnen bei einigen Operationen zusammenzuarbeiten. Ich empfand diese Leute als sehr professionell und zugänglich.

So weit, so gut.

Nach dem Golfkrieg verließ ich das Marine Corps und wurde kurz darauf von der Sonderkommission der Vereinten Nationen (UNSCOM) rekrutiert, die nach dem Krieg geschaffen wurde, um die Beseitigung der irakischen Massenvernichtungswaffen zu überwachen.

 Kurz nachdem ich im UN-Hauptquartier angekommen war, arbeitete ich erneut mit Leuten der CIA zusammen. Bird und ACIS hatten eine neue Einheit gegründet, das Iraqi Sanctions Monitoring Office (Büro für die Überwachung der Sanktionen gegen den Irak) oder ISMO, das die Verantwortung für die Bereitstellung von nachrichtendienstlicher Unterstützung für die UNSCOM übernommen hatte. Inspektionen sind eine nachrichtendienstliche Aktivität, das heißt, die Nachrichtendienste stellen Informationen über potenzielle Orte und Anlagen bereit, die dann von Inspektoren inspiziert werden sollen. Angesichts meiner Aufgabe, die Schaffung einer nachrichtendienstlichen Kapazität innerhalb der UNSCOM zu überwachen, fand ich mich häufig im Austausch mit meinen alten Kollegen von der CIA wieder.

Nur diesmal war es anders. Ich gehörte nicht nur sozusagen nicht mehr zum inneren Kreis, sondern es stellte sich heraus, dass meine Ehe mit Marina Khatiaschwili, eine georgischen Staatsbürgerin, die ich während meiner Zeit als Inspektor kennengelernt und später geheiratet hatte, Bird wütend gemacht hat. Er war anscheinend zur Rechenschaft gezogen worden, weil er versucht hatte, einen Typen wie mich zu rekrutieren, der dann loszog und eine Sowjetbürgerin heiratete. Es spielte dabei keine Rolle, dass ich weder Regeln noch Gesetze gebrochen hatte oder dass der Kalte Krieg vorbei war. Bird nahm es persönlich.

Im Frühjahr 1992 hatte ich die Verantwortung für den Bereich der ballistischen Raketen übernommen und war stark an der Planung und Durchführung von Inspektionen im Irak beteiligt. Spannungen zwischen der UNSCOM und der CIA über meine weitere Rolle führten dazu, dass die CIA mich direkt konfrontierte. Die Agentur entsandte Stu Cohen, einen hochrangigen Offizier mit Erfahrung in der Rüstungskontrolle, zu einem Treffen mit mir.

Stu eröffnete mir, dass die CIA der Meinung war, die UNSCOM nicht länger nachrichtendienstlich unterstützen zu können, solange ich Teil des Teams sei. Er erklärte mir, dass die CIA glaube, dass meine Ehe mich kompromittiert habe. Ich antwortete Stu, dass meine Heirat die CIA buchstäblich nichts anginge und dass ich nie etwas getan habe, das meinen Treueeid gegenüber meinem Land verletzt hätte.

Es wurde ein Kompromiss erzielt, bei dem ich Stu die Erlaubnis erteilte, eine gründliche Untersuchung meiner Arbeit als Inspektor in Russland und meiner Ehe mit Marina durchzuführen. Sollte die CIA etwas Ungewöhnliches aufdecken, würde ich umgehend von meinem Posten bei der UNSCOM zurücktreten. Sollte die CIA jedoch nichts finden, würde ich bei der UNSCOM bleiben und die CIA würde weiter uneingeschränkte nachrichtendienstliche Unterstützung leisten.

Einige Monate später kehrte Stu Cohen zurück, die Untersuchung war abgeschlossen. Stu hatte ein von John Bird verfasstes Memorandum gefunden, das besagte, dass ich eine "klare Bedrohung" für die Vereinigten Staaten sei und als ernsthaftes Sicherheitsrisiko behandelt werden sollte. Dieses Memorandum war für die CIA die Grundlage aller Bedenken gegen mich. Nach einer ausführlichen Befragung gab Bird zu, dass er keine Beweise dafür hatte, dass ich etwas falsch gemacht habe, aber dass er persönlich Anstoß an meiner Ehe mit Marina genommen und das Memorandum aus Wut geschrieben hatte.

Stu hielt sein Wort, und für die nächsten sechs Jahre konnte ich meine Mission als Inspektor durchführen, während ich die ganze Zeit über von der CIA unterstützt wurde. Ich war jedoch schockiert darüber, wie ein hochrangiger CIA-Beamter seine Position missbrauchen konnte, um zu versuchen, das Leben eines amerikanischen Bürgers zu ruinieren, nur weil er persönlich Anstoß an etwas nahm, das nichts mit seinen offiziellen Pflichten zu tun hatte.

Als sich meine Arbeit mit der UNSCOM ausweitete, erweiterte sich auch meine Zusammenarbeit mit der CIA. Nach einer Reihe schwieriger Inspektionen, bei denen meine Leistung von der US-Geheimdienstgemeinschaft gelobt wurde, kam ein hochrangiger CIA-Offizier auf mich zu, der mich ermutigte, mich für eine Stelle innerhalb der Agentur zu bewerben.

Zu diesem Zeitpunkt war ich über meine Arbeit mit der UNSCOM sehr zwiegespalten. Kurz nachdem ich der UNSCOM beigetreten war, reiste ich nach Washington, wo ich mich mit einem behördenübergreifenden Team traf, das aus Leuten aus dem Außenministerium, der CIA und dem Verteidigungsministerium bestand und die Unterstützung der UN-Inspektoren beaufsichtigte. Ich bat sie, meine Befehlskette zu klären – arbeite ich für die UNO, oder erhalte ich meine Befehle von der US-Regierung?

Mir wurde unmissverständlich mitgeteilt, dass es meine Aufgabe sei, die Resolutionen des Sicherheitsrates gemäß den Anweisungen des Exekutivvorsitzenden der UNSCOM, ein schwedischer Diplomat namens Rolf Ekeus, umzusetzen. Ich tat somit genau das, nur um dann festzustellen, dass es Spannungen zwischen der UNSCOM und den USA wegen der US-spezifischen Agenda bezüglich des Irak gab, die einen Regimewechsel in Bagdad zu unterstützen schien.

Ich war oft im Zentrum dieser Spannung und wurde in zwei Richtungen gezerrt. Ich griff immer auf meine Anweisungen zurück, um die mir vom Exekutivvorsitzenden der UNSCOM erteilten Aufträge gewissenhaft auszuführen. Das linderte jedoch nicht das Schuldgefühl, das entstand, wenn man nicht mehr als im "Team USA" betrachtet wurde.

Ich bewarb mich bei der CIA in der Hoffnung, eine Stelle als Analyst in der ehemaligen Abteilung für sowjetische Angelegenheiten zu bekommen, die heute "Büro für russische und osteuropäische Angelegenheiten" heißt. Ich wurde nach Langley eingeladen, wo ich mit einem leitenden Beamten ein Vorstellungsgespräch führte. Lange Geschichte kurz erzählt: Meine Bewerbung wurde abgelehnt, weil ich in meiner Denkweise als zu "altmodisch" galt. "Es herrscht nicht mehr der Kalte Krieg", sagte mir der Beamte. "Wir brauchen Menschen, die das russische Problem aus einer neuen Perspektive betrachten." Anscheinend wurden meine Belobigungen des Direktors der CIA, die mir durch meine analytische Arbeit zuteil kamen, nicht mehr als Bereicherung angesehen.

Es gab jedoch einen anderen Teil der CIA, der sich für meine Arbeit zu interessieren begann. Dieser als Directorate of Operations (Direktorat für Operationen) oder DO bekannte Teil der CIA befasste sich nicht mit Analysen, sondern eher mit der düsteren Welt der nachrichtendienstlichen Tätigkeit auf menschlicher Ebene und mit verdeckten Aktivitäten.

Als sich die Arbeit der UNSCOM weg von der Rechenschaftspflicht für die vom Irak gemeldeten Massenvernichtungswaffen hin zur Suche nach Beweisen für Massenvernichtungswaffen entwickelte, veränderte sich auch die Art der Inspektionen selbst. Ich stand im Mittelpunkt dieses Übergangs und übernahm die Führung bei der Organisation und Leitung von äußerst aggressiven und konfrontativen Inspektionen, die darauf abzielten, verborgene Aspekte des nicht deklarierten Massenvernichtungswaffenarsenals des Irak aufzudecken. Ich leitete somit eine internationale Geheimdienstbemühung, zu der Geheimdienste mehrerer Nationen gehörten, einschließlich der CIA. Wir haben das gesamte Spektrum nachrichtendienstlicher Fähigkeiten genutzt, um das vom UN-Sicherheitsrat erteilte Abrüstungsmandat zu erfüllen.

Nach einer besonders schwierigen Inspektion, wurde ich von einem hochrangigen Offizier der Division für spezielle Aktivitäten angesprochen – der paramilitärischen Abteilung der CIA, die für verdeckte Aktionen der USA rund um die Welt verantwortlich ist. "Die Agentur würde Sie gerne mit an Bord haben", sagte er, "aber Ihre Prominenz ist zu hoch. Gehen Sie zurück zu den Marines, halten Sie sich für ein paar Jahre bedeckt und bewerben Sie sich dann erneut. Wir werden auf Sie warten."

Im Frühjahr 1994 ging die UNSCOM in langfristige Überwachungsoperationen über und meine Fähigkeiten – die Suche nach versteckten Waffen – wurden nicht mehr als notwendig angesehen. Also kehrte ich zum Marine Corps zurück und tat mein Bestes, mich bedeckt zu halten.

Aber es sollte anders kommen. Wenige Monate nach dem Antritt bei meiner neuen Dienststelle besuchte mich ein CIA-Team, das mich über die wachsende Besorgnis informierte, dass der Irak Waffen versteckt hält. Man bat mich um Rat, wie man vorgehen sollte, um Beweise für die Existenz dieser Waffen aufzudecken. Im September 1994 ging ich somit zurück nach New York für einen vorübergehenden Einsatz bei der UNSCOM, wo ich mit den Vorbereitungen für eine neue Phase der Inspektionen begann.

Ich schlug vor, dass die UNSCOM Israel um diese Hilfe bittet und die CIA stimmte dem zu. Ich unternahm zwei Reisen nach Israel, wo schließlich eine Vereinbarung getroffen wurde, was dazu führte, dass ich mit israelischen Fotoanalysten zusammenarbeiten würde, um Bilder von Aufklärungsflugzeugen zu analysieren. Mithilfe dieser Bilder hätte man Informationen bekommen, die verwendet werden konnten, um die Arbeit der Inspektoren vor Ort zu steuern. Die Briten erklärten sich bereit, ein Team bereitzustellen und die Erkenntnisse aus den Aufklärungsfotos sollten in der Folge gemeinsam von den USA, den Briten und Israel bewertet werden.

 Diese Vereinbarung wurde bei einem Treffen getroffen, das zwischen dem neuen CIA-Verbindungsmann für die UNSCOM, Larry Sanchez, Rolf Ekeus, seinem amerikanischen Stellvertreter Charles Duelfer, einem hochrangigen UNSCOM-Inspektor namens Nikita Smidowitsch und mir stattfand. Das Marine Corps willigte jedoch nicht ein, mich für längere Zeit vom Dienst zu suspendieren und so verließ ich erneut die Marines und kehrte zur UNSCOM zurück.

Dies führte zu einer neuen Welle von äußerst aggressiven Inspektionen, mit denen die sensibelsten Aspekte der irakischen nationalen Sicherheit berührt wurden – inklusive der Sicherheit des irakischen Präsidenten selbst, denn die UNSCOM glaubte  – zu Recht –, dass die Sicherheitsgarden des irakischen Präsidenten daran beteiligt waren, Massenvernichtungswaffen vor den Inspektoren zu verstecken.

Was wir nicht wussten, ist, dass die CIA die Inspektionen der UNSCOM nutzte, um eine verdeckte Operation durchzuführen, die darauf abzielte, Saddam Hussein von der Macht zu entfernen. Dieser Plan wurde im Juni 1996 umgesetzt, als ein von mir geleitetes Team in eine Auseinandersetzung mit den irakischen Behörden verwickelt war, über den Zugang zu Standorten, die mit dem irakischen Präsidenten verbundenen waren.

Die CIA hatte mein Team benutzt, um eine Krise auszulösen, die damit enden sollte, dass US-Marschflugkörper die präsidialen irakischen Sicherheitsgarden ausschalten sollten, während eine von der CIA unterwanderte Einheit der präsidialen Garden Saddam Hussein ermorden sollten, um ihn mit einem handverlesenen Nachfolger zu ersetzen. Dieser Putschversuch scheiterte spektakulär und demütigte die CIA, die ihrerseits nach einem Schuldigen suchte.

Dieser Schuldige war ich.

Ich wusste absolut nichts über den geplanten Putsch. Ich war jedoch an der Nachbesprechung mit irakischen Überläufern beteiligt, die unter dem Schutz des jordanischen Geheimdienstes standen. Später erfuhr ich, dass diese Überläufer gleichzeitig auch mit der CIA zusammenarbeiteten, um diesen Putschversuch zu unterstützen. Ich suchte nach Informationen darüber, wie der Irak Massenvernichtungswaffen vor der UNSCOM versteckt –  die CIA suchte nach Informationen darüber, wie der irakische Präsident gestürzt werden kann.

 Das Direktorat für Operationen der CIA gab mir die Schuld am Scheitern des Umsturzversuchs und behauptete, ich hätte die irakische Seite mit Informationen beliefert, die ich durch die Nachbesprechung mit den irakischen Überläufern erhalten hatte. Nachdem man mich zuvor bereits als russischen Spion verdächtigt hatte, wurde ich jetzt als Spion für den Irak hingestellt.

Jeder Aspekt meiner Arbeit wurde von nun an von der CIA torpediert. Die CIA hatte der UNSCOM faktisch den Krieg erklärt. Es war ein Krieg, der vom Direktorat für Operationen geführt wurde, während gleichzeitig das Direktorat für Aufklärung – der analytische Arm der CIA – die Inspektoren mit Informationen von zweifelhafter Qualität belieferte. Schlussendlich gelang es der CIA, praktisch jede Geheimdienstbeziehung zu kappen, die ich im Laufe von sieben Jahren aufgebaut hatte.

Aber das war nicht genug. Unter Verwendung des Programms zum Austausch von Aufklärungsbildern mit Israel als Vorwand, benachrichtigte das Direktorat für Operationen der CIA das FBI, dass ich Spionage begehen würde, indem ich geheimes Bildmaterial nach Israel bringe. Dabei wurde die Realität ignoriert, dass das Austauschprogramm mit Israel von der CIA im Juli 1995 beim oben beschriebenen Treffen in New York genehmigt worden war und dass die CIA jede maßgebliche Filmrolle an die UNSCOM zum Zweck der gemeinsamen Auswertung übergeben hatte.

Dies führte zu einer mehrjährigen Untersuchung gegen mich durch das FBI, mit dem Vorwurf, ich hätte für Israel spioniert. Nachdem ich erst ein russischer und danach ein irakischer Spion gewesen war, wurde ich schließlich zu einem israelischen Spion. Im August 1998 trat ich von meiner Position als Inspektor bei der UNSCOM zurück. Vor meiner Abreise wurde ich in das Büro der US-Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York City gebeten. Dort traf ich Larry Sanchez, den für die UNSCOM zuständigen CIA-Beamten.

"Wenn Sie zurücktreten", warnte mich Sanchez, "wird das FBI entfesselt. Man wird Sie der Spionage beschuldigen und Sie werden wahrscheinlich festgenommen." Meine einzige Alternative sei, bei der UNSCOM zu bleiben und ein gefügiges Werkzeug der CIA zu werden. Ich habe mich für eine Kündigung entschieden. Der Rest ist Geschichte.

Die Kleinlichkeit und der völlige Mangel an Integrität, die meine Beziehung zur CIA begleiteten, ist kein isoliertes Ereignis. Die CIA mag mit ein paar guten Leuten besetzt sein, aber als Institution ist sie faul bis ins Mark.

Die CIA hat nicht nur ihr Bestes getan, um mich als Individuum zu zerstören, sondern sie hat sich auch verschworen, die UNSCOM als Institution zu zerstören. Das Ergebnis war eines der größten Geheimdienstversagen in der modernen Geschichte – die grundlegend fehlerhafte Einschätzung, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besaß, die verwendet wurde, um die Invasion und Besetzung des Irak im Jahr 2003 zu rechtfertigen.

Die CIA weigerte sich, die Verantwortung für ihr Scheitern zu übernehmen. Stu Cohen, mit dem ich von 1992 bis 1994 zusammengearbeitet habe, wurde hinzugezogen, um eine Schönfärberei zu konstruieren, aber die Geschichte hat gezeigt, wie intellektuell unehrlich seine Bemühungen waren. Genau wie die Agentur, für die er arbeitete.

Meine persönliche Interaktion mit der CIA half mir, ihre von Legenden durchdrungene Mystik zu durchschauen und zu erkennen, dass ihre Aufgabe darin besteht, als Leibwächter von Lügen zu dienen. Deshalb wünsche ich mir zum 75. Geburtstag der CIA nur, dass es keinen 76. gibt.

Übersetzt aus dem Englischen.

Scott Ritter ist ein ehemaliger Geheimdienstoffizier des US Marine Corps. Er diente in der Sowjetunion als Inspektor bei der Umsetzung des INF-Vertrags, im Stab von General Schwarzkopf während des Golfkriegs und von 1991 bis 1998 als UN-Waffeninspektor. Man kann ihm auf Telegram folgen.

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