Meinung

Frankreich und die EU haben es in Afrika vermasselt – Jetzt soll wieder einmal Russland schuld sein

Der französische Einfluss in Afrika galt längst als so selbstverständlich, dass die französischen Medien einen Begriff dafür haben: "Françafrique". Aber nach jahrelangen verpfuschten Interventionen suchen die ehemalige Kolonien anderswo nach militärischer Unterstützung.
Frankreich und die EU haben es in Afrika vermasselt – Jetzt soll wieder einmal Russland schuld seinQuelle: AP © Benoit Tessier

Ein Kommentar von Rachel Marsden

Die Implikation ist, dass Paris immer noch historische und sprachliche Verbindungen zu seinen rohstoffreichen ehemaligen Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent hat, was eigentlich automatisch zu militärischen, wirtschaftlichen und politischen Privilegien führen sollte. Aber es entsteht eine neue Weltordnung, in der Frankreichs afrikanische Einflusssphäre nicht mehr gegeben ist.

Während des Besuchs des malischen Außenministers Abdoulaye Diop in Moskau Anfang dieses Monats sagte sein russischer Amtskollege Sergei Lawrow, Frankreichs "Unzufriedenheit mit der Absicht der malischen Führung, Unterstützung bei externen Sicherheitskräften zu suchen", sei "nichts anderes als eine Wiederkehr der kolonialen Mentalität".

Französische Truppen sind seit Beginn der Operation Serval, die unter dem ehemaligen Präsidenten François Hollande im Jahr 2013 begonnen hatte, in Mali, um die dortige Regierung gegen Dschihadisten zu unterstützen. Die französische Militärpräsenz wurde später auf die Sahelzone ausgeweitet, ein riesiges Gebiet, das sich von der Wüste Sahara im Norden und der Trockensavanne im Süden quer über den afrikanischen Kontinent erstreckt. Der ehemalige Präsident des Tschad Idriss Déby plädierte für eine Ausweitung der von Frankreich geführten malischen Mission, in der die Soldaten seines Landes dienten, aus Angst, das Gebiet könnte sich in einen Zufluchtsort für Terroristen verwandeln. Kurz darauf machten eine Reihe islamistischer Terroranschläge auf französischem Boden die scheinbar endlose Militäroperation in der Region zu einem leichten Argument, um bei der französischen Öffentlichkeit Zustimmung für die Antiterror- und Geheimdienstmissionen zu bekommen.

Neun Jahre später nutzte Präsident Emmanuel Macron das afrikanische Konfliktgebiet als Schaufenster für seinen Traum, eine neue "europäische Verteidigungseinheit" unter Beteiligung anderer europäischer Partner zu bilden. Die 2020 ins Leben gerufene Task Force Takuba der EU schien dafür bestens geeignet zu sein.

Die Missionen Frankreichs und der EU waren bei der Eindämmung des islamischen Extremismus so überaus "erfolgreich", dass die Dschihadisten beispiellose Vorstöße in Mali machten und die Einheimischen davon überzeugten, die Treue zum Staat zugunsten der Treue zur Herrschaft nach islamischem Recht aufzugeben. Eine Art dschihadistischer Urknall, der durch den militärischen Druck des Westens ausgelöst worden war, trieb auch einige der dschihadistische Gruppen aus den vom Westen kontrollierten Gebieten in angrenzende Gebiete.

Der Westen war so "geschickt" darin, das Land zu stabilisieren, dass 2021 in Mali ein erneuter Putsch eine von der Armee geführte Regierung an die Macht brachte. Damals befanden sich immer noch Tausende französische Militärangehörige im Land – trotz des früheren Versprechens Macrons, diese abzuziehen –, und die neue Regierung forderte Frankreich auf, "unverzüglich" abzuziehen. Macron, der seine Absichten eindeutig nicht aufgeben wollte, reagierte im Februar 2022 mit der Ankündigung einer Verlegung französischer und EU-Truppen an andere Orte in der Region. Der französische Präsident teilte auch einen Seitenhieb in Richtung Russland aus, noch bevor die Tür zu Mali endgültig zugeschlagen werden konnte, indem er sagte, dass Antiterrorbemühungen "eine Eskalation der Gewalt durch den Einsatz von Söldnern nicht rechtfertigen können, deren Fehlverhalten in der Zentralafrikanischen Republik dokumentiert sind und deren Gewaltanwendung in keinen Rahmen von Regeln oder Konventionen passen".

Frankreich und 15 seiner EU-Partner veröffentlichten im vergangenen Jahr eine gemeinsame Erklärung, in der sie die angebliche Präsenz des russischen privaten Sicherheitsunternehmens "Gruppe Wagner" in Mali auf Einladung der malischen Regierung kritisierten. Choguel Maïga, der Übergangspremierminister Malis, hatte sich zuvor auf russische "Soldaten und Ausbilder" bezogen, obwohl er betonte, dass er nichts über Wagner wisse, während Lawrow kürzlich in einem Interview mit dem italienischen Medienunternehmen Mediaset zu Protokoll gab, Russland habe "ein Abkommen mit der Regierung von Mali für die Erbringung von Sicherheitsdiensten unterzeichnet". Der russische Außenminister wies auch darauf hin, dass der frühere französische Außenminister Jean-Yves Le Drian und EU-Chefdiplomat Josep Borrell ihm gesagt hätten, dass "Russland nichts in Afrika zu suchen hat, weder mit staatlichen noch mit privaten Mitteln, denn Afrika sei eine Interessensphäre der EU und Frankreichs".

Angesichts der Tatsache, dass Mali die Kontrolle über sein Territorium an Dschihadisten verliert und Regierungen immer wieder durch Staatsstreiche gestürzt werden, während die europäischen Nationen danebenstehen und behaupten, Fortschritte zu machen – sind die Leute, die jetzt in Mali die Show leiten, vielleicht einfach nur daran interessiert, verschiedene Militär- und Sicherheitsdienstleister zu testen?

Frankreich drückte auch keine altjüngferliche Empörung aus, als ein Navy-SEAL-Veteran und Sohn eines hochrangigen Spenders der Republikanischen Partei der USA ehemalige Militär- und Geheimdienstbeamte zusammenbrachte, um das Militärunternehmen Blackwater zu gründen und US-amerikanischen und anderen ausländischen Regierungen weltweit in kommerziellen militärischen Funktionen zu dienen.

Auch schien es der EU nicht viel auszumachen, als der ehemalige britische Armeeleutnant James Le Mesurier, der für das in London ansässige Privatunternehmen Olive Group gearbeitet hatte – das später mit der Firma fusionierte, die schließlich Blackwater übernahm –, die Weißhelme gründete, die sich mit ihrer höchst fragwürdigen "Berichterstattung vor Ort" in den Konflikt in Syrien einfügten und letztendlich darauf abzielten, die öffentliche Meinung zugunsten der von den USA geführten Anti-Assad-Agenda des Westens zu verzerren.

Die EU hat auch gerade die letzten Monate seit Beginn des Konflikts in der Ukraine fleißig damit verbracht, dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij militärische Unterstützung in Höhe von zig Milliarden Dollar zu leisten, während ukrainische Regierungsvertreter offen ausländische Söldner auffordern, in den Krieg gegen Russland zu ziehen, wo ihnen Berichten zufolge 2.000 Dollar pro Tag angeboten werden. Die EU unterstützt nicht nur stillschweigend westliche private Söldneraktivitäten in der Ukraine, sondern trägt Berichten zufolge auch dazu bei, einen Boom in diesem Sektor auszulösen.

Söldner betreten die Bühne in der Regel erst dann, wenn Regierungen und Staaten versagt haben – was im Falle von Frankreich und der EU in Afrika offensichtlich der Fall ist. Vielleicht könnte man uns also diese selektive moralische Empörung ersparen.

Übersetzt aus dem Englischen. Rachel Marsden ist eine Kolumnistin, politische Strategin und Moderatorin eines unabhängig produzierten französischsprachigen Programms, das auf Sputnik France ausgestrahlt wird. Ihre Webseite finden man unter rachelmarsden.com.

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