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Westliche Analysen: Inkompetenz und Führungsschwäche beim ukrainischen Militär

Immer mehr westliche Thinktanks und Militärexperten äußern Zweifel an der militärischen Durchschlagskraft der Ukraine, deren Gegenoffensive nicht in die Gänge komme. Zur wachsenden Skepsis westlicher Experten im Hinblick auf einen Sieg der Ukraine veröffentlichte das "Handelsblatt" eine umfangreiche Analyse.
Westliche Analysen: Inkompetenz und Führungsschwäche beim ukrainischen MilitärQuelle: www.globallookpress.com © Vladimir Baranov / Globallook Press

Angesichts des Stockens der seit zwei Monaten andauernden ukrainischen Gegenoffensive herrsche im Westen Ernüchterung und Ratlosigkeit. In Washington frage man sich mittlerweile, ob man die westliche Militärtechnik überschätzt habe. In einer ausführlichen Analyse lässt das Handelsblatt an diesem Montag Militärexperten und Medien zu Wort kommen, die einen Sieg der Ukraine immer weniger in Betracht ziehen.

Zwar drängten weiterhin kaum Details über die Kämpfe an die Öffentlichkeit, so das Handelsblatt. Dennoch ließen "einzelne Situationen erahnen, wie schwierig sich die Kämpfe gestalten." Laut der Berichterstattung des Kriegsanalytikers Tom Cooper hätten die russischen Truppen beispielsweise eine Kompanie der 118. ukrainischen Brigade bei Robotine Ende Juli fast komplett ausgelöscht.

Zur gleichen Zeit habe man Soldaten in die Kämpfe schicken müssen, die eigentlich erst nach einem geplanten Durchbruch der "sogenannten Surowikin-Linie" eingesetzt werden sollten. Immer offener würden US-Beamte ihre Enttäuschung auch vor den Medien nicht mehr verbergen. Wie der US-amerikanische Fernsehsender CNN berichtete, "machen Vertreter des amerikanischen Sicherheitsapparates kein Geheimnis aus ihrer Enttäuschung."

Schwer habe es in dieser Lage vor allem der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij. Seine politische Karriere hänge an der Umsetzung seines Versprechens eines baldigen Sieges. Doch schon im Juni habe er eingestehen müssen, dass die Offensive nicht so schnell vorankomme. Die ukrainische Militärführung habe dies auf die "begrenzten Waffenlieferungen aus dem Westen" und die vehemente russische Gegenwehr zurückgeführt. Dabei würden die Ukrainer laut einem Bericht der Financial Times schon täglich ein Drittel dessen verschießen, was die USA in einem Monat produzierten.

Schließlich seien westliche Panzer und Truppentransporter auch "keine Wunderwaffen gegen Russlands Luftüberlegenheit", kommentierte das Handelsblatt das überschätzte Potenzial der Waffen aus dem Westen. Die Wirtschaftszeitung beschrieb außerdem die Führungsschwäche und Inkompetenz bei der ukrainischen Armee. Wobei die von der NATO im Schnellverfahren ausgebildeten Militärs noch schlechter abschneiden würden als erfahrene ukrainische Soldaten. Dazu habe sich auch Michael Kofman vom Carnegie Endowment for International Peace geäußert:

"Erfahrene Einheiten hätten mit veralteter sowjetischer Technik durchgehend bessere Resultate erzielt als die im Westen ausgebildeten und mit NATO-Ausrüstung versehenen Brigaden," gab das Handelsblatt Kofmans Bewertung wieder.

Der ukrainische Militärexperte und Journalist Juri Butusow sehe die aktuellen Probleme an der Front als "symptomatisch für strukturelle Schwächen in der Armee". So könne die ukrainische Armee kaum Schwerpunkte an der Front bilden, weil Russland jegliche Schwäche an anderen Abschnitten "sofort ausnutzen" würde. Das erlebten die Ukrainer aktuell bei Kremennaja, wo eine russische Gegenoffensive "ausgedünnte Einheiten" unter Druck setze.

Dem ukrainischen Journalisten zufolge sei das Halten eroberter Gebiete zudem aufgrund des Mangels an guten Kommandanten erschwert: "Keiner kümmert sich, es gibt keine Verantwortlichen", so Butusow. Auf Twitter habe ein ukrainischer Offizier unter dem Pseudonym "Tatarigami" hohe Offiziere der Ukraine ebenfalls als völlig inkompetent kritisiert.

Das Handelsblatt kommt zu dem Schluss, ein Zusammenbrechen der russischen Front wäre angesichts der militärischen Lage "eine Überraschung": Zunächst müssten die Ukrainer sich "auf einen länger andauernden Abnutzungskrieg einstellen." Dabei müsste das ukrainische Militär darauf hoffen, "die Schläge gegen die Logistik im Hinterland würden die russische Front doch noch überraschend kollabieren lassen."

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