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"Straflos agierendes Imperium mit ungebremster Kriegsmaschinerie" – US-Ökonom erklärt Weltkrise

Jeffrey D. Sachs ist weltbekannter Wirtschaftsprofessor, leitender UN-Berater, Bestsellerautor und Kolumnist. Er hat als Experte in den letzten 30 Jahren dutzende Staats- und Regierungschefs in Fragen der Wirtschaftsstrategie in Amerika, Europa, Asien, Afrika und dem Nahost beraten und war in über 125 Ländern tätig, um wirtschaftliche Entwicklung und Armutsbekämpfung voranzubringen.

Im Interview mit Russel Brand erklärt Jeffrey Sachs, was uns in die heutige Weltschieflage geführt hat, welche Gefahr vom US-Imperium ausgeht und wie die Welt aus dieser Misere herauskommen könnte.

Der Ökonom berichtet aus seiner eigenen Erfahrung – schließlich war er daran beteiligt, die sowjetische Planwirtschaft für westliches Kapital zu öffnen (was zu den nicht nur in Russland verheerenden 1990er Jahren führte). Sachs erscheint dabei nicht mehr als der knallharte Wirtschaftsliberale, sondern geht selbstkritisch mit der US- und NATO-Politik gegenüber Moskau um.

"Was ich gesehen habe – denn ich habe es wirklich erlebt, und ich war 40 Jahre lang mit Dutzenden von Regierungen in der ganzen Welt in Kontakt – nun, im Grunde haben die Neocons vor 30 Jahren die Außenpolitik der USA übernommen."

Es spielte keine Rolle mehr, ob gerade Demokraten oder Republikaner am Ruder waren. Das Versprechen, die NATO keinen Zentimeter nach Osten auszudehnen, wenn die beiden deutschen Staaten vereinigt und der Warschauer Pakt aufgelöst sein würde, dieses Versprechen wurde gebrochen: "Dies erwies sich als eine enorme Lüge." Die NATO-Osterweiterung wurde damals von vielen klugen Leuten, darunter George F. Kennan, als Fehler und Beginn eines neuen Kalten Krieges bezeichnet. Doch alle Warnungen wurden in den Wind geschlagen.

"Putin kam übrigens als Pro-Europäer an die Macht, der unbedingt normale Beziehungen wollte."

Unter George W. Bush wurde die NATO um sieben Länder erweitert. Die ganze Zeit habe Putin darum gebeten, die russischen Sicherheitsbedenken zu berücksichtigen – und die NATO nicht auszudehnen. Bei dem NATO-Gipfel von Bukarest 2008 habe George Bush privat mit Sachs über die NATO-Erweiterung gesprochen, und ebenso die europäischen Regierungschefs:

"Aber sie schweigen sich öffentlich aus. So funktioniert Europa. Die USA sagen, was sie tun werden, und die europäischen Staats- und Regierungschefs mögen sich zwar beschweren, sie mögen sich winden, aber sie erklären ihrer eigenen Bevölkerung nicht, was auf dem Spiel steht."

Jeffrey Sachs gibt weitere Einblicke, wie die imperialistische US-Politik funktioniert, wie die passende Propaganda ("Narrative") zur jeweiligen Agenda entwickelt wird. Im Laufe des Interviews streift Sachs auch die Themen Nord Stream und China. Er geißelt dabei die US-Außenpolitik und die Kriege des US-Imperiums als maßlos und arrogant. Die politische Elite agiere im Glauben völliger Straflosigkeit – auch gegenüber einer atomaren Supermacht wie Russland. Nur wenige US-Präsidenten hätten es bisher geschafft, die US-Kriegsmaschine zu bremsen – Kennedy habe womöglich dafür mit seinem Leben bezahlt.

Mehr zum Thema - Die US-Außenpolitik nach den US-Kongresswahlen

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