Nahost

"Israel ist zu feige" – Huthi-Vertreter im Exklusiv-Interview mit RT

Werden sich die jemenitischen Huthis gegen Israel und die USA behaupten können? Wird die Hisbollah eine zweite Front im Norden Israels eröffnen? Und welche Rolle spielt Russland im Nahostkonflikt? Diese Fragen besprach RT mit Nasr al-Din Amer, dem stellvertretender Leiter des Pressedienstes der Huthis.
"Israel ist zu feige" – Huthi-Vertreter im Exklusiv-Interview mit RTQuelle: RT

Die jemenitischen Huthis, die sich selbst als Ansar Allah bezeichnen, haben die Friedensvorschläge der USA zurückgewiesen. Das berichtet The National unter Berufung auf jemenitische Quellen.

In der vergangenen Woche haben die Huthis nach einer kurzen Unterbrechung der Feindseligkeiten mindestens viermal US-amerikanische und israelische Schiffe im Roten Meer angegriffen. Diese Angriffe haben erhebliche wirtschaftliche Schäden verursacht und das öffentliche Ansehen der USA und ihrer Verbündeten beeinträchtigt.

Da die USA nicht in der Lage waren, mit der "Peitsche" gegen die Huthis vorzugehen, griffen sie zum "Zuckerbrot" und versprachen, die Blockade der jemenitischen Hauptstadt Sanaa und des Hafens von al-Hudaida aufzuheben, wenn die Huthis ihre Angriffe einstellen. Die Ansar-Allah-Bewegung hat jedoch nicht die Absicht, ihre Operationen einzustellen, solange die israelische Militäroperation gegen den Gazastreifen und die Blockade der palästinensischen Enklave anhält.

Nasr al-Din Amer, der Vorstandsvorsitzende der jemenitischen Nachrichtenagentur Saba und stellvertretende Leiter des Pressedienstes von Ansar Allah, sprach mit RT in einem Exklusivinterview über die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten. 

RT: In den letzten Tagen war in den Medien viel von Ansar-Allah-Kämpfern die Rede, die wieder einmal US-amerikanische und israelische Handelsschiffe sowie einen US-Zerstörer angegriffen haben. Glauben Sie, dass diese Aktionen zu irgendwelchen Ergebnissen führen werden?

Nasr al-Din Amer: Mit unseren Operationen verfolgen wir zwei [Ziele]. Das erste besteht darin, das unterdrückte palästinensische Volk zu unterstützen, indem wir israelische Schiffe oder Schiffe, die die Häfen des besetzten Palästina anlaufen, blockieren. Das zweite Ziel unserer Operationen besteht darin, auf die Aggression der USA und Großbritanniens gegen unser Land zu reagieren.

Wir tun dies, indem wir die US-amerikanische und britische Schifffahrt [im Roten Meer] blockieren. Mit diesen Operationen wollen wir erstens die Aggression im Gazastreifen stoppen sowie die dortige Blockade aufheben und zweitens die Souveränität des Jemen verteidigen. Und so Gott will, werden wir diese Arbeit fortsetzen.

RT: Und wie haben die USA auf diese Angriffe reagiert? Waren sie in der Lage, wirksamen Widerstand zu leisten?

Nasr al-Din Amer: Vor fast vier Monaten haben die US-Amerikaner und Briten begonnen, uns anzugreifen, um ihre Unterstützung für Israel zu demonstrieren. Die Angriffe der USA und Großbritanniens auf den Jemen sind eine Fortsetzung der israelischen Verbrechen, sie demonstrieren die Aggression gegen unser Land. Ihr Ziel ist es, unsere [Aktionen] zur Unterstützung des palästinensischen Volkes zu stoppen, aber trotz dieser Versuche haben wir unsere Operationen weiterentwickelt und ausgebaut.

Die Aggression der USA und Großbritanniens ihrerseits ist völlig gescheitert. Sie haben keine Ergebnisse erzielt und es nicht einmal geschafft, den Umfang unserer Operationen zu verringern.

RT: Wie bewerten Sie den jüngsten Angriff Irans auf Israel? Glauben Sie, dass dieser Angriff effektiv war?

Nasr al-Din Amer: Ja, auf jeden Fall. Er hatte erhebliche Auswirkungen auf den Verlauf der Ereignisse und zerstörte das Ansehen Israels. Der iranische Angriff war effektiv, wirkungsvoll und historisch. Außerdem ist [Selbstverteidigung] das legitime Recht der Islamischen Republik Iran. Dieser Schritt hat die große Unterstützung Teherans für das unterdrückte palästinensische Volk gezeigt.

RT: Was glauben Sie, wie Israel reagieren wird? Besteht die Möglichkeit, dass es Iran erneut angreift und ein umfassender Krieg beginnt?

Nasr al-Din Amer: Israel ist heute ein kriminelles und aggressives [politisches] Gebilde, das auf terroristische Methoden zurückgreift. Derzeit ist es zu feige, um der Islamischen Republik in vollem Umfang zu begegnen. Aber Vorsicht ist dennoch geboten.

RT: Die USA haben kürzlich beschlossen, Israel und der Ukraine zusätzliche Unterstützung zu gewähren. Glauben Sie, dass dies gestoppt werden kann?

Nasr al-Din Amer: Die zionistische Lobby, die die US-Regierung kontrolliert, schert sich nicht um die Interessen des US-amerikanischen Volkes und ist bereit, bei der Unterstützung [Israels] sehr weit zu gehen, trotz der Verluste, die eine solche Unterstützung mit sich bringt. Deshalb müssen wir Druck auf die US-Regierung ausüben, bis sie aufhört, die Gewalt auf der Welt zu unterstützen.

RT: Wozu wäre Ansar Allah in der Lage, wenn es zu einem groß angelegten Krieg mit Israel und dem Westen käme? Haben Sie die technologischen Möglichkeiten, gegen einen so mächtigen Feind zu kämpfen?

Nasr al-Din Amer: Heute kämpfen wir gegen westliche Kräfte, die Israel unterstützen und über fortschrittlichere, moderne Technologien verfügen. Dennoch ist es ihnen nicht gelungen, unsere Operationen [am Roten Meer] zu stoppen. Gott sei Dank haben wir eine große Entschlossenheit und Ausdauer. Wir werden auch von der Bevölkerung unterstützt und [besitzen] Waffen, die wir im Laufe der Jahre entwickelt haben. Wir können jedem Gegner widerstehen und auf jede Wendung der Ereignisse reagieren. Wir geben niemals nach oder auf. Unsere Doktrin lautet Widerstand bis zum vollständigen Sieg.

RT: Glauben Sie, dass im Südlibanon eine zweite Front eröffnet werden wird? Glauben Sie, dass die Hisbollah dazu bereit ist?

Nasr al-Din Amer: Alles ist möglich. Vor allem, wenn es sich um Aktionen eines Feindes handelt, der sich seiner bevorstehenden Niederlage bewusst ist. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Brüder von der Hisbollah auf jede israelische Aggression vorbereitet sind. Wir werden in jeder Konfrontation an ihrer Seite stehen, wie auch immer sich die Situation entwickelt. Wir sind zuversichtlich, dass Israel in jedem bevorstehenden Konflikt verlieren wird, das ist schon einmal geschehen.

RT: Wie beurteilen Sie die Rolle Russlands bei der Lösung der Palästina-Frage?

Nasr al-Din Amer: Wir glauben, dass Russland als Mitglied des UN-Sicherheitsrates eine positive Rolle spielt. Allerdings werden die Maßnahmen des Sicherheitsrates durch das Veto der USA behindert. Ich glaube, dass Russland eine noch wichtigere Rolle bei der Unterstützung des palästinensischen Volkes und der Beendigung der Verbrechen gegen es spielen kann.

Das Interview führte der russische Journalist und Nahost-Experte Abbas Dschuma.

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