Iranischer Offizier auf der Straße ermordet: Warum schraubt Israel an der Eskalationsspirale?
von Seyed Alireza Mousavi
In Teheran wurde am Sonntag mit Oberst Sajjad Chodai ein ranghohes Mitglied der Quds-Einheit der Revolutionsgarde vor seinem Haus kaltblütig ermordet. Zwei Motorradfahrer griffen ihn auf offener Straße an und töteten den Mann mit fünf Schüssen. Der Anschlag erinnerte an Attentate auf iranische Atomwissenschaftler in den vergangenen Jahren, die ebenfalls von Motorrädern aus durch Mossad-Agenten begangen wurden. Iran machte deswegen Israel für diesen Angriff verantwortlich.
Man werde die Ermordung des "großen Märtyrers" Chodai rächen, sagte Präsident Ebrahim Raisi am Montag. Er beschuldigte "Hände der globalen Arroganz" für dieses Attentat, ohne Israel beim Namen zu nennen. Der Oberbefehlshaber der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), Generalmajor Hussein Salami, schwor zudem Rache für die Ermordung des Offiziers Chodai.
Die iranische Revolutionsgarde gab zuvor bekannt, einen israelischen Spionagering aufgedeckt zu haben, der es darauf angelegt habe, Eigentum zu zerstören, Personen zu entführen und erfundene Geständnisse zu erpressen.
Anlass für diese Erklärung war ein Video, das vor wenigen Wochen von dem saudisch geförderten Nachrichtensender "Iran International" mit Sitz in London veröffentlicht wurde. In dem Video hatte ein angebliches Mitglied der Revolutionsgarde namens Mansour Rasooli "Mossad-Agenten" in Iran geschildert, dass er beauftragt worden sei, mithilfe seiner Kontakte in der europäischen Unterwelt drei Attentate durchzuführen. Es handle sich bei den Zielen um einen israelischen Staatsbürger in der Türkei, einen US-Offizier in Deutschland und einen französischen Journalisten.
Später stellte sich laut iranischen Medien heraus, dass es sich bei diesem angeblichen Mitglied der Revolutionsgarde im Video um einen Bauer handelte, der im Juli letzten Jahres von Unbekannten entführt und zu den erfundenen Geständnisse gezwungen wurde.
Die USA sind derzeit durch die Ukraine-Krise abgelenkt und deswegen glauben einige Beobachter, dass die Ermordung des iranischen Offiziers eine "Reaktion" vonseiten Israels auf einen möglichen Durchbruch bei den Verhandlungen zur Wiederherstellung des Atomabkommens von 2015 war. Der Golfstaat Katar hatte sich kürzlich eingeschaltet, um zwischen Iran und den USA zur Wiederbelebung des Atomdeals zu vermitteln. Katar soll als eine Quasi-"Garantiemacht" in Iran in verschiedene Projekte investieren, während Teheran im Gegenzug sein Atomprogramm einschränkt. Israel setzt nun alles daran, um eine neue Vereinbarung mit Iran zu torpedieren, indem Tel Aviv versucht, die Eskalationsspirale in der Region weiterzudrehen und jegliche Kompromisse zur Wiederbelebung des Atomdeals zwischen Iran und den USA im Keim zu ersticken.
Der ermordete iranische Offizier Chodai gehörte den Quds-Brigaden an, die für die Einsätze der Revolutionsgarde im Ausland verantwortlich sind, insbesondere im Irak und in Syrien. Russland hat bereits damit begonnen, einige seiner Truppen aus Syrien abzuziehen, um seine Streitkräfte in der Ukraine zu verstärken. Die aus Syrien abziehenden russischen Soldaten werden nun durch Iraner oder pro-iranische Milizen ersetzt. Der neue iranische Einsatz wurde, Berichten zufolge, bereits vom syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und mit Zustimmung Russlands beantragt, was das Vertrauen der syrischen Führung gegenüber Iran widerspiegelt, um so die von den russischen Streitkräften hinterlassenen Lücken zu schließen. Der syrische Präsident Assad reiste kürzlich nach Iran, um das Thema mit der iranischen Führung zu besprechen. Mit der gezielten Ermordung eines in Syrien agierenden iranischen Offiziers will Israel offensichtlich ein Signal an Teheran und Damaskus senden, dass Tel Aviv eine zunehmende Präsenz Irans in Syrien nicht toleriert würde.
Wenn Russland sich schrittweise aus Syrien zurückzieht, ist eine direkte Konfrontation zwischen Iran und Israel auf syrischem Boden zu erwarten. Da sich schiitische Milizen nach Abzug einiger russischer Truppen freier im Land bewegen könnten, plant Teheran offenbar, seine Präsenz in Syrien zu verstärken.
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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.